Die PicoPSU eignet sich nicht für jedes Setup. Das fängt schon damit an, dass nicht jeder ein externes Netzteil wünscht, aber auch weil das PC-Case dann dort ein Loch hätte, wo eigentlich das ATX-Netzteil positioniert worden wäre. Eine Adapterplatte, zB aus dem 3D-Drucker schafft hier aber in der Regel Abhilfe.

Zu wenig 5V Leistung

Ein K.O. Kriterium kann aber vor allem die geringe Leistung bei 5V sein. Die PicoPSU-90 liefert hier gerade mal 6A, während klassische ATX-Netzteile meist 15A und mehr liefern. Das ist bei reinen Mini PCs eher irrelevant und selbst dann wenn man ein NAS mit wenigen 3.5 Zoll HDDs ausstattet, aber sobald man ausschließlich 2.5 Zoll Datenträger wie SSDs in einem Heimserver verbauen möchte, kommt das zum Tragen.

Vergleichen wir dazu mal die technischen Daten auf einer 3.5 Zoll HDD wie einer WD DC-HC520:

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Mit einer 2.5 Zoll SanDisk 3D Ultra:

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Betrachtet man nur die 5V, könnte man „problemlos“ 10x HDDs mit einer PicoPSU versorgen, aber es reicht evtl nicht mal für 3x SSDs, denn andere 5V Verbraucher auf dem Board müssen ja auch noch berücksichtigt werden.

Hier steht die PicoPSU also manchmal einem besonders sparsamen und leisen NAS/Heimserver im Weg.

Man sollte also die maximale 5V Leistung aus den technischen Daten beachten:

Modell3.3V5V12V
PicoPSU-805A6A4A
PicoPSU-906A6A8A
PicoPSU-150-XT6A6A8A
PicoPSU-160-XT8A8A8A

Gesamtleistungsaufnahme nicht vergessen!

Aber auch bei 3.5 Zoll HDDs darf man nicht die Gesamtleistung vergessen. Berechnen wir doch mal die maximale Leitungsaufnahme der DC-HC520:

12V x 0,55A = 6,6W
5V x 0,40A = 2,0W
Summe: 8,6W

Eigentlich nicht viel, aber das ist nicht der „Peak“-Wert, also der Wert, den die Platte ganz kurz erreichen kann. Die findet man nur in den 317 Seiten starken detaillierten technischen Daten:

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Wobei „DC [1]“ in der Fußnote mit „200ms Durchschnitt“ und „AC [4]“ mit „Maximaler Peak“ erklärt wird. Da jedes Netzteil kurzzeitig mehr Leistung liefern kann, rechnen wir mit dem Durchschnittswert:

12V x 1,52A = 18,2W
5V x 0,48A = 2,4W
Summe: 20,6W

Einen ähnlichen maximalen Wert ermittelt auch Hardwareluxx bei seinen Tests, wobei immer größere HDDs ein immer höhere Leistungsaufnahme resultieren:

Das liegt vor allem daran, dass die Hersteller mehr Plattern verbauen, welche das Gewicht erhöhen, das durch den Motor in Rotation versetzt werden muss.

Da HDDs diesen Wert nur beim Einschalten erreichen, nutzen Backplanes von Storage Servern, RAID Controller oder auch Mainboards einen Staggered Spin Up und fahren die HDDs versetzt hoch, wodurch das Netzteil deutlich kleiner ausfallen kann. Leider unterstützen nur wenige Consumer-/Workstation-Mainboards diesen Modus, denn er kann nicht nur über PIN 11 des Stromkabels erzielt werden, sondern auch über Power-up in standby, also über die SATA Datenleitung.

Fehlt diese Option, muss das Netzteil also entsprechend groß geplant werden und eine PicoPSU-80/90 scheint da bereits ungeeignet zu sein, wenn man 4 HDDs nutzen möchte, da die CPU beim Booten ja auch noch etwas Leistung zieht. Mit einer PicoPSU-150-XT ist man da schon auf der sicheren Seite. Mit einem Pentium Gold oder i3, sollte man daher problemlos 4 HDDs versorgen können, bei sparsameren Modellen sogar 6.

Wenn ihr die maximale Leistungsaufnahme berechnet, nehmt bitte keinen Rechner aus dem Internet. Diese rechnen alle falsch, da sie die maximalen Werte aller Komponenten addieren. Es ist zB unmöglich beim Booten die HDDs, die CPU und die GPU voll auszulasten. Rechnet beim Booten eher mit 50% der CPU TDP und grob bei HDDs bis 12TB mit 20W und ab 14TB mit 30W, dann seid ihr denke ich auf der sicheren Seite. Mein Heimserver mit einem 6-Kern Xeon (80W TDP), 10G Karte und 10x HDDs zieht beim Hochfahren übrigens ~260W. Das ist zumindest der einzige maximale Wert, den mein Messgerät (DECT 200) und die USV in der Lage sind anzuzeigen.

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